Schon vor und während des Corona-Lockdowns hat die Nutzung von Fahrrad und E-Bike im Pendler-, Alltags- und Freizeitverkehr deutlich zugenommen. Der Trend hat sich nun in markant steigenden E-Bike-Verkaufszahlen manifestiert. Eine Hochrechnung der Schweizer Fachstelle für Velo und E-Bike hat ergeben, dass im laufenden Jahr ein Zuwachs von bis zu 25 Prozent zu erwarten ist.
Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte sich die Fahrradbranche dank des E-Bikes und anhaltend schönem Wetter über stabile Verkaufszuwächse freuen. Alleine 2018 wuchs der E-Bike-Markt um satte 27 Prozent auf 111661 Stück, was vor allem auf die explodierende Nachfrage nach E-Mountainbikes zurückzuführen war. 2019 wuchs der E-MTB-Absatz wieder im Gleichtakt mit dem E-Bike-Gesamtmarkt, der um 19 Prozent auf die neue Rekordmarke von 133033 Stück zulegte. 2020 könnte bezüglich Verkaufszuwachs nochmals ähnlich hoch ausfallen wie 2018.
Eine Umfrage bei den Mitgliedern des Schweizer Fahrradhersteller- und -importeursverbands Velosuisse stützt die Daten der Zolldirektion, die sowohl bei den E-Bike-Importen als auch bei den -Ausfuhren im Zeitraum von Juli 2019 bis Juni 2020 markante Zuwächse registriert hat. Die E-Bike-Importe stiegen um 23,6 Prozent, was hochgerechnet etwa 165000 Elektrofahrrädern entspricht. Auch die E-Bike-Exporte konnten um knapp 19 Prozent deutlich gesteigert werden und dürften 2020 mehr als 60000 Pedelecs betragen.
Das Wachstum bei der E-Mobilität ging teilweise auf Kosten der normalen Fahrräder. Stückzahlmässig aber nicht im vollen Umfang, was auf einen leicht wachsenden Fahrradgesamtmarkt (+2,2 Prozent) hindeutet. Im Vergleich zu den Vorjahren aussergewöhnlich ist die konstant hohe Fahrradnachfrage selbst bei wechselhaftem Wetter, das sich in diesem Sommer immer mal wieder gezeigt hat. In der Vergangenheit hat kühles und regnerisches Wetter jeweils umgehend zu nachlassendem Fahrradinteresse geführt. In diesem Jahr ist das nicht so. Die Nachfrage bleibt hoch – und damit auch die Belastung in den Fahrradfabriken und -Werkstätten, die bezüglich Abstands- und Hygieneregeln nach wie vor gemäss den Richtlinien des Bundesamtes für Gesundheit arbeiten. Aufgrund der Platzverhältnisse können die Belegschaften deshalb nicht überall beliebig aufgestockt werden, was in untypisch langen Wartezeiten und Lieferfristen münden kann. Es empfiehlt sich deshalb, eine Fahrrad- oder E-Bike-Neuanschaffung zeitig zu planen.