Mit markanter Zuwachsrate trotzen die schnellen E-Bikes dem rückläufigen Gesamtmarkt
Gemäss der jährlichen Erhebung des Schweizer Fahrradlieferantenverbandes Velosuisse wurden 2023 in der Schweiz 395`036 Fahrräder und E-Bikes an den Fahrradhandel geliefert. Das sind rund 100`000 Fahrzeuge weniger als in den Corona-Jahren 2020 bis 2022, aber noch immer mehr als 2019. Nicht alle Bereiche sind vom Rückgang betroffen: Die E-Bike45 legten nochmals um 16,6 Prozent auf 26`559 Fahrzeuge zu. Derweil die Lieferungen bei den langsamen E-Bikes um einen Viertel, die der Fahrräder um 16 Prozent zurückgingen. Der Fahrradbestand wächst damit auf rund fünf Millionen, derjenige der E-Bikes auf 1,25 Millionen.
(SFVE) Die Dynamik der drei Vorjahre wurde 2023 unterbrochen. Branchen- und Konjunkturkenner überraschte dies jedoch nicht. 2022 war die Konsumentenstimmung bedingt durch Krieg und Zinserhöhungen/Teuerung bereits deutlich abgekühlt, als die Rekordmenge von 218730 E-Bikes teilweise viel zu spät in den Markt geliefert wurde. Ein schöner Frühling 2023, der die Lage hätte entspannen können, blieb aus. Als es Sommer wurde, war es gleich so heiss, dass die Lust aufs Fahrradfahren buchstäblich verdampfte. So ist es nur logisch, dass im Vorjahr weniger Fahrräder und E-Bikes verkauft werden konnten.
Betroffen waren die verschiedenen Fahrradsegmente unterschiedlich. Während die Sportfahrräder 5,8 Prozent einbüssten, war es bei den Freizeit- und Alltagsvelos mit Ausrüstung (Schutzbleche, Licht, Gepäckträger) rund ein Drittel weniger. Bei den E-Bikes war das Bild einheitlicher: Sowohl Sport (-20,2%) als auch Alltags-E-Bikes (-21,7%) büssten rund einen Fünftel ein. Einzig die E-Bike45 konnten wiederholt zulegen, was auch klimapolitisch positiv stimmt. S-Pedelecs, die bis 45 km/h unterstützen, werden vorzugsweise von Pendlern benutzt, die Autofahrten ersetzen.
Bei den Reparaturen dagegen konnten 2023 die Vorjahresumsätze sogar leicht übertroffen werden, wie Daniel Schärer, Geschäftsführer von 2Rad Schweiz berichtet. Er relativiert jedoch, dass je nach Betrieb und Marke sehr unterschiedlich gearbeitet wurde. Desgleichen im Verkauf, wo teilweise deutliche Einbussen zu verzeichnen gewesen waren. Auch Schärer stellt aber fest, dass die Umsätze noch immer über denen der Vor-Corona-Phase gelegen haben.
In eigener Sache: Die Statistik wurde für 2023 vereinfacht, indem bestimmte Unterkategorien zusammengefasst wurden. Entfernt wurde die Erhebung nach unterschiedlichen Radgrössen. Neu wird stattdessen zwischen Hardtail und Fully unterschieden. Das heisst, ob ein Mountain- oder E-Bike nur am Vorderrad (das wäre dann ein Hardtail) oder am beiden Rädern (Fully) über eine Federung verfügt, was nicht nur Komfortmerkmale sind, sondern auch die Fahrsicherheit erhöht. Die Sparten wurden beibehalten, um die Vergleichbarkeit über die Jahre zur gewährleisten. Erstmals wurde zudem der Verkauf von Helmen (93`000 Stück) und Fahrradanhängern (10`000 Stück) erhoben.
19. März 2024