«No Trails – No Sales»: Unter diesem Motto fand anfangs der dritten Januarwoche die Infotech 2025 im Seminarhotel Sempachersee in Nottwil statt. Erstmals konnte das Publikum mitbestimmen, welche Seminare der hybriden Veranstaltung aufgezeichnet werden. In der Velosuisse-Academy auf velosuisse.ch lassen sich die Videoclips und auch die Aufzeichnung des Forums auf Abruf nachschauen. Bezüglich Publikumsaufmarsch blieb die Infotech 2025 unter den Erwartungen der Veranstalter, was in Anbetracht der Marktsituation aber nicht überraschte.

Höhepunkt des zweitägigen Schulungs-Events für den Velohandel war neben den 302 Seminaren die hochkarätig besetzte Forumsdiskussion am Montagabend. Ursula Wyss, Alt-Nationalrätin, promovierte Ökonomin und als frühere Tiefbauvorsteherin die Architektin der Stadtberner Velo-Offensive, forderte in ihrem Input-Referat die Veloverbände auf, den Ruf nach einer adäquaten Veloinfrastruktur selbstsicherer und mit mehr Nachdruck einzufordern. Sie sagte: «Das Stimmvolk hat an der Urne entschieden, dass es mehr Veloverkehr will. Die Politik ist nun in der Pflicht, dieser Forderung nachkommen und eine entsprechende Infrastruktur bauen zu lassen. Rund 60 Prozent der Bevölkerung würde gerne mehr Rad fahren. Eine nicht existente und gefährliche Veloweginfrastruktur wirke jedoch abschreckend.» Catherine Elliot, Leiterin des ETH-Projektes «E-Bike City», das die Möglichkeiten Zürichs als Fahrradstadt analysierte, wünscht sich, dass die Städte bezüglich Veloinfrastruktur experimentierfreudiger wären. ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger wiederum vertrat die Meinung, dass die meisten Verkehrsteilnehmer opportunistisch mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln unterwegs seien und es deshalb kontraproduktiv sei, die Verkehrsträger – zum Beispiel Auto und Velo – gegeneinander auszuspielen.

Die wirtschaftlich maue Situation in der Velobranche mit hohen Lagerbeständen und knapper Liquidität spiegelte sich auch im Besucheraufmarsch der Infotech, der hinter den Erwartungen der Organisatoren blieb. Rund 700 Tagestickets wurden an beiden Tagen abgesetzt. Mit dem Besitzerwechsel fehlten beispielsweise die Repräsentanten namhafter Schwergewichte wie die frühere Migros-Töchter Bike World und SportXX, deren Mitarbeiter letztes Jahr noch in grosser Zahl an der Infotech erschienen waren. Dazu kamen etliche Geschäftsaufgaben aus finanziellen oder Altersgründen, weil keine Nachfolge gefunden werden konnte. Auch der psychologische Aspekt, sich mit vollen Lagern bereits wieder mit neuen Produkten befassen zu müssen, dürfte nicht wenige Händler vom Infotech-Besuch abgehalten haben.

«Die rückläufige Verkaufstendenz im Fahrradhandel war nach dem wettermässig erneut suboptimalen ersten Halbjahr 2024 abzusehen. Der deshalb markant gesteigerte Werbeaufwand für die Infotech bewirkte jedoch nicht ganz den erhofften Erfolg», sagt der für die Organisation verantwortliche Velosuisse-Geschäftsführer Martin Platter. Und fügt an: «Nach dem guten Vorjahr wollten wir diesmal die Tausendermarke an verkauften Tageseintritten knacken. Dieses Ziel ist nun auf die nächste Durchführung verschoben.» Die nächste Infotech findet am 12. und 13. Januar 2026 statt.

Nottwil, 14. Januar 2025